19.09.02, UEFA Cup, RSC Anderlecht - Stabæk IF 0:1
Brüssel, Constant Vanden Stock Stadion, ca. 22.000 Zuschauer |
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Morgens früh um 10.00 machten wir uns auf von Erkelenz bei Aachen
nach Brüssel. Sightseeing und abends unsere Jungs unterstützen.
Das Atom war schnell gefunden und genauso schnell betrachtet: "Oh,
das ist aber gross!", "Cool, da kann man sogar rein gehen",
"Hm, ganz schön dreckig das Ding", und es ging weiter
Richtung Stadion. Gegen 13.00 waren wir da, parkten unser Auto direkt
am Eingang und machten Mittag. Es gab ein lecker Baguette und ein echtes
norwegisches Bier zur Einstimmung ;-) Ein Tor beim Stadion war auf und
wir gingen rein, schon mal gucken, was uns am Abend erwarten würde.
Gross und neu war alles, der Rasen sah ziemlich gepflegt aus, aber das
gesamte Feld war total schief. Weiter gings Richtung Innenstadt, zum
"Grand Place" und "Mannekin Pis". Das "Manneken
Pis" ist wirklich nur ein Männchen, in einer Nebenstrasse
vom "Grand Place", aber scheinbar DIE Attraktion. Der "Grand
Place" ist bezaubernd, alte Zunfthäuser, ein gotisch anmutendes
Rathaus mit Turm und vielen Verzierungen und einige verspielte Schmuckelemente
auf den Dächern der umgebenden Häuser.
Damit war unsere Touri-Runde dann auch schon vorbei, denn auf dem Weg
zur "Eglise St. Nicolas" trafen wir auf die ersten Stabæker
und setzten uns zu einem Bier in ein Café. Nach einer Weile trafen
noch mehr ein, und es ging weiter in einen irischen Pub, wo wir bis
kurz vor Anpfiff sassen und klönten. Schon gut bei Laune stimmten
die Jungs dann auch ein paar Songs an und im Pub wackelten die Wände
;-) Insgesamt waren ca. 25 Leute mitgereist, über die abstrusesten
Wege, die es gibt: Ein paar waren direkt von Oslo nach Brüssel
geflogen, einige kamen über Kopenhagen, noch andere waren bis Lille
geflogen dann mit dem Mietwagen weiter nach Brüssel gefahren, und
ein Auto stand bis kurz vor Spielbeginn im Stau, denn die Truppe war
von Kiel über Bremen quer durch Holland auf dem Weg nach Brüssel.
Es wurde telefoniert, gesmst und in Karten gewühlt, damit alle
den Weg fanden.
Gegen 19.00 machten wir uns auf zum Stadion. Auf der Suche nach dem
Bahnhof zogen unsere sangesfreudigen Jungs lautstark skandierend durch
Brüssels Innenstadt - unter den verwunderten Blicken der Einheimischen...
Niemand von uns erwartete einen Sieg, und ich dachte auch nicht, das
besonders viele Anderlecht Fans kämen, stand doch auf der RSCA
Homepage über Stabæk irgendwas von "...kein grosses
Licht im Norwegischen Fussball" und zudem hatten alle Dauerkarten
Besitzer freien Eintritt, damit überhaupt jermand ins Stadion kommt.
Doch das war ein Irrglaube. Am Stadion herrschte Ausnahmezustand, sämtliche
Strassen drum herum waren dicht, überall standen Fans und tranken
Bier. Wir hatten noch keine Karten, keine Ahnung wo es welche gab, keine
Ahnung, ob und wo es einen Stabæk- Block gab und zudem unseren
Rest verloren im Trubel. Wir trafen andere Norweger, und schlossen uns
ihnen an. Tickets kaufen war schon das erste Erlebnis: Man musste den
Perso vorzeigen, bekam dann eine Karte, wo der eigene Name drauf stand,
und nur mit der Karte mit dem entsprechenden Namen durfte man ins Stadion.
Direkt von der Kasse wurden wir von Polizisten in Empfang genommen,
und zum Eingang geleitet. Wir wunderten uns, denn für 30 Stabæk
Fans so ein Aufwand? Man erklärte uns, es läge an den Trikotfarben:
Dunkel- und Hellblau hat auch Brugge, ein Club mit dem Anderlecht sehr
verfeindet ist.
Im Stadion wurden wir von anderen Securities in den Gästeblock
gebracht. Gerade noch rechtzeitig vor Anpfiff. Wir standen im zweiten
Rang und hatten eine sehr gute Sicht über das gesamte Spielfeld.
Alle waren bei bester Laune und brüllten Schlachtrufe.
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Stabæks Abwehr steht |
20.30 Anpfiff, das Stadion ist mit 22.000 Fans fast ausverkauft. Stabæk
spielt in einer völlig ungewohnten Formation, 4-2-3-1.
Den rotgesperrten Martin Andresen ersetzt Mike Kjølø,
und Marel ist einsamer Stürmer an der Spitze. Unsere Jungs präsentieren
sich ausgesprochen selbstbewusst, spielen defensiv, haben aber auch
gute Chancen. Schon in der 11. min gibt es das 0:1 durch Christian Michelsen.
Der ganze Block D bebt! Das hat keiner von uns für möglich
gehalten, ein 0:0 schien schon utopisch.
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Bis zur Halbzeit ändert sich nichts mehr am Spielstand.
Absolut genial ist die Lautstärke und die Ausdauer, die die Supporter
beweisen, kaum ein Augenblick, in dem nicht gesungen oder gebrüllt
oder geklatscht wird. In der Pause gehen wir erstmal ein Bier holen -
die nächste Überraschung: Der Bierstand ist ganz unten, also
alle 5 Treppen runterstiefeln, doch es ist unser ganz privater Bierstand!
Für ca. 50 Norweger ein Bierstand! |
Kopfballduell zwischen Marel und einem Belgier |
Zweite Halbzeit: Stabæk mauert erfolgreich, alle Torversuche von
Anderlecht scheitern. Abstecher von Stabæk in die gegnerische
Hälfte werden zur Seltenheit. Wir fangen an, die verbleibende Zeit
zu zählen... Marel hat eine gute Torchance, schiesst aber voll
den Keeper an, schade, ich hätte ihm echt ein Tor geönnt.
Inge Andre Olsen muss verletzt vom Feld getragen werden, für ihn
kommt Peter Sand rein. Nur noch 5 Minuten... Neben mir herrscht schon
grösste Aufregung über den anstehenden Sieg, doch ich denke
mir: "Ne ne, abwarten es ist noch nicht vorbei!"
90.min - und kein Abpfiff. Marel geht raus, Thomas kommt rein, 3 Minuten
Nachspielzeit. Dann endlich der ersehnte Pfiff!
Und wir liegen uns in den Armen, jubeln und hüpfen rum!
Unglaublich! Fantastisch! Super! Unsere Jungs haben gewonnen!!!!
Stabæk besiegt RSC Anderlecht!!!!
Die Mannschaft kommt kurz in die Fankurve und bedankt sich für
den ausserordentlich guten Support, dann verschwinden sie in der Kabine.
Auch alle Anderlecht Fans haben schon das Stadion verlassen, nur wir
stehen noch da und versuchen Herr zu werden über unsere Freude.
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Stabæk Support
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Inferno-Flagge
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Raus aus dem Stadion geht es nur mit Polizeibegleitung.
Wir werden in die der Bahnstation entgegengestzte Richtung geführt,
dann an einer Strassenkreuzung angehalten. Warten heisst es jetzt. Die
Polizei (ein merkwürdiges Gefühl, 30 Stabæker umgeben
von ca. 20 Polizisten) erklärt uns, dass es zu gefährlich sei,
in die andere Richtung zu gehen, und dass gleich Taxen kämen, die
uns in die Innenstadt brächten. Taxen???
Wie bitte? Nach und nach kommen die angeforderten Taxen, bringen immer
4 bis 5 Leute weg. Wir können (leider) nicht mehr mitfahren zum Feiern
und Siegerbier trinken, denn unser Auto steht genau im Mob der Anderlechter
und wir haben Sorge und müssen nachgucken gehen. Zudem hat unser
Fahrer (verständlicherweise) keine grosse Lust, noch in die City
zu fahren und wieder raus für 1 oder 2 h, und dafür noch ein
Taxi bezahlen zu müssen, während unser Auto am Stadion steht.
Auf dem Weg zum Auto müssen wir unsere Trikots ausziehen, die Schals
verstecken, die Sweatshirts einrollen, und durch den Park sollen wir auch
nicht gehen, warnt uns die Polizei. Ein sehr merkwürdiges und beängstigendes
Gefühl.... nur wegen diesen blöden Farben.
Zu Hause in Erkelenz angekommen, gibt es doch noch ein Siegerbier und
wir müssen das Erlebte natürlich nochmal durchkauen.
Danke Jungs! Das war fantastisch! |
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